5. Juli 2024

Studie untersucht Umsetzung urbaner Resilienz in der kommunalen Praxis

Berlin (pm) – Akteure aus Kommunen stehen dem Thema urbane Resilienz noch zurückhaltend gegenüber, denn für die praktische Umsetzung erscheint ihnen das Konzept bislang noch als zu abstrakt. Damit urbane Resilienz von Kommunen in Zukunft vermehrt umgesetzt werden kann, gilt es das Konzept für die Stadtentwicklungspraxis weiter zu konkretisieren. Das zeigt die neue Studie des vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. in Zusammenarbeit mit dem Department Stadt- und Umweltsoziologie des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).

In Wissenschaft und Praxis wird zunehmend die Frage aufgerufen, wie in einer Zeit von Krisen und Umbrüchen eine nachhaltige Stadtentwicklung im Spannungsfeld zwischen langfristiger Zielverfolg und kurzfristiger Krisenreaktion gelingen kann. Das Resilienzkonzept scheint darauf eine Antwort geben zu können und wird entsprechend in den aktuellen Debatten als relevanter Gestaltungsansatz für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung positioniert. Im Mai 2021 wurde das Memorandum „Urbane Resilienz“ der Nationalen Stadtentwicklungspolitik verabschiedet. Es fordert alle deutschen Städte und Gemeinden dazu auf, urbane Resilienz künftig als zentralen Bestandteil der nachhaltigen Stadtentwicklung zu verstehen und in integrierten Strategien als Querschnittsthema zu berücksichtigen. Die aktuelle Studie des vhw e. V. in Zusammenarbeit mit dem UFZ fragt daher: Wie stehen Akteure aus Kommunalverwaltungen dem Resilienzkonzept gegenüber? Inwiefern sind sie bereits in dem Handlungsfeld aktiv? Und: Welche Unterstützungsbedarfe sehen sie, um urbane Resilienz in der Stadtentwicklung weiter zu etablieren?

Die zentralen Ergebnisse der vorliegenden Studie lauten:

  1. In der kommunalen Praxis existiert kein einheitliches Verständnis von Resilienz. Das Konzept wird als abstrakt wahrgenommen. Die Einstellungen gegenüber dem Resilienzbegriff sind eher abwartend und teilweise kritisch. Diese sind aber durchaus volatil und können sich zum Positiven ändern (z. B. in Folge einer Katastrophenerfahrung oder durch Pilotprojekte).
  2. Resilienz ist noch kein etablierter Begriff oder gar ein zentrales Leitbild in den Kommunen. Bisher sind konkrete Ansätze zur Implementierung des Konzeptes in der integrierten Stadtentwicklung eher selten. Wenn Konkretisierungen vorliegen, erfolgen diese in der Regel aus einer sektoralen Perspektive und beziehen sich meist auf das Handlungsfeld Klima und Umwelt.
  3. Eine eingehendere Befassung mit dem Thema Resilienz wird durch eine Vielzahl von Herausforderungen, denen sich Kommen gegenübersehen, erschwert. Diese deuten auf strukturelle Problemlagen in der kommunalen Praxis hin.

Die Studie basiert auf acht Fallstudien in den Städten Aachen, Darmstadt, Herzberg (Elster), Leipzig, Quedlinburg, Regensburg, Schwäbisch Gmünd und Viechtach. In diesen Städten wurden zwischen Juni und Anfang September 2023 insgesamt 20 leitfadengestützte Experteninterviews (zwei bis drei pro Kommune) geführt.

Das Projekt wurde von Prof. Dr. Christian Kuhlicke, Prof. Dr. Dieter Rink und Janine Pößneck vom Department Stadt- und Umweltsoziologie des Helmholtz Zentrums für Umweltforschung Leipzig (UFZ) bearbeitet und von Dr. Lars Wiesemann (vhw e. V.) wissenschaftlich begleitet. Es knüpft an zahlreichen Forschungsprojekten, Publikationen und Veranstaltungen beim vhw e. V. an, die sich dem Thema urbane Resilienz widmen. Dr. Lars Wiesemann (vhw e. V.): „Unser Anliegen ist es, das Resilienzkonzept für die kommunale Praxis anschlussfähiger zu machen, Gestaltungsmöglichkeiten für krisenfestere Städte und Quartiere aufzuzeigen sowie auf Unterstützungsbedarfe einzugehen.“

Quelle: vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V.