2. Juli 2024

pbr Architekten Ingenieure: Neubau einer Veranstaltungshalle in Wilhelmshaven

Osnabrück (pm) – Auf dem Grundstück des ehemaligen Stadtfriedhofes in Wilhelmshaven befindet sich aktuell ein öffentlicher Park mit dem Veranstaltungszentrum des unter Denkmalschutz stehenden Pumpwerkes. Die Stadt Wilhelmshaven hat zur Modernisierung des Pumpwerkes wie zur Erweiterung dieses durch eine neue Stadthalle einen Architekturwettbewerb ausgelobt, den das Architektur- und Ingenieurbüro pbr Planungsbüro Rohling AG aus Hamburg jüngst für sich entschieden hat. Damit haben sich die Architekt:innen von pbr gegen 16 weitere Wettbewerbsteilnehmer durchgesetzt.

© pbr Planungsbüro Rohling AG

Städtebau

Der Entwurf von pbr sieht vor, die neue Stadthalle im nördlichen Bereich des Grundstücks zu platzieren. Mit der polygonalen Form des Baukörpers reagieren die Architekten von pbr dabei auf die verschiedenen funktionalen und städtebaulichen Anforderungen. Außerdem entstehen mit dem Festplatz und dem Vorplatz öffentlich zugängliche Bereiche unterschiedlicher Aufenthaltsqualitäten, die neue Stadthalle wird ganz selbstverständlich als „neue Adresse“ wahrgenommen. Die Formgebung der neuen Stadthalle bedingt ferner eine Rahmung des unter Denkmalschutz stehenden Pumpwerkes und zollt diesem so den nötigen Respekt. Ferner erhält das Pumpwerk auf diese Weise eine eigenständige Adressbildung von der Jadeallee. Die Erweiterung des Pumpwerks sehen die Architekten von pbr als eine Art Pavillon vor, der ruhig konzipiert mit einem hohen Maß an Transparenz daherkommt und auf diese Weise mit seiner Umgebung kommuniziert, eine Durchlässigkeit zwischen Innen- und Außenbereich schafft. Das Denkmal soll bewusst als eigenständige Architektur wahrnehmbar bleiben.

Der Festplatz wird als multifunktionale Veranstaltungsfläche von Pumpwerk und Stadthalle räumlich gefasst und kann so von beiden Institutionen gleichermaßen bespielt werden. Es entsteht ein Ensemble, das aufeinander reagiert, sich aufeinander bezieht, dabei je eigenständig wirkt und wahrnehmbar ist.

Architektur

Die Stadthalle stellt sich als ein ruhiger ein bis zweigeschossiger Baukörper dar. Ein gestaltprägendes Holzdach überspannt jegliche Funktionsbereiche. Lediglich der orthogonale Baukörper des Saals ragt aus dem Volumen heraus und bildet so einen Kontrast, der als Landmarke wirkt. Durch intelligente LED-Steuerung kann dieser als Projektionsfläche verschiedener Inhalte dienen und eine besondere Strahlkraft für Wilhelmshaven entwickeln.

Der Eingangsbereich dient des Ankommens und Orientierens. Hier ist auch der Kassenbereich angeordnet sowie der Seminarbereich, der bei Bedarf zum Eingangsbereich dazugeschaltet werden kann. Jedoch besitzt der Seminarbereich einen separaten Eingang, so dass dieser auch unabhängig von der Stadthalle für Veranstaltungen genutzt werden kann. Eine großzügige Freitreppe leitet in den Foyerbereich, der den Blick in den Park freigibt. Von hier erreichen Besucherinnen und Besucher den Saal, der mit dem Foyer zusammengeschaltet werden kann und so unterschiedliche Nutzungsszenarien zulässt.

Materialität

Schwerpunkte setzen die Materialien Holz, Glas und Klinker, die in ihrer natürlichen Ausgestaltung und Anmutung sowohl den ökologischen als auch ökonomischen Anspruch des Neubaus unterstützen. Das auskragende Dach sowie die Tragkonstruktion werden in Holz ausgebildet. Der nachwachsende Rohstoff kann vor allem im Kontext der Co2-Einsparung sowie der Förderung eines positiven Innenraumklimas seine Stärken ausbilden. Vergleichend zu einer konventionellen Betonkonstruktion wird 50 % des CO2-Fußabdruckes innerhalb der Konstruktion minimiert. Hinsichtlich des Gesamtbaukörpers führt das inklusive der Tragkonstruktion zu einer CO2-Einsparung von 10 %. Das auskragende Vordach dient neben dem Witterungsschutzes im Eingangs- und Anlieferungsbereich auch als natürliche Verschattung und wirkt so einer Aufheizung des Gebäudes passiv entgegen.

Für die opaken Fassaden sehen die Architekten von pbr Klinker als regionaltypisches Material vor, um den neuen Baukörper entsprechend in der Umgebung zu verankern. Im Hinblick seiner Langlebigkeit und des wartungsarmen Charakters erfüllt das Material alle Ansprüche an eine hochwertige und dauerhafte Fassade. Ein zukünftiges Potential wird zudem in der Möglichkeit gesehen, diesen Baustoff aus Sekundärquellen zu beziehen und damit im besten Sinne nachhaltig zu wirken. Gleiches gilt für die Erweiterung des Pumpwerkes. Die Glasfassade setzt den dritten Baustein im Materialkanon und fördert mit ihrer hohen Transparenz die Verzahnung mit der Umgebung und unterstützt das Gebäude und seiner Akzeptanz.

© pbr Planungsbüro Rohling AG

Entwicklung eines lebendigen Kulturquartiers

Das Gesamtensemble des Pumpwerks erfährt durch die schließende städtebauliche Setzung auch eine strukturelle, freiraumplanerische Nutzungserweiterung. Durch die neue zusammenfassende Erschließung entsteht ein ganzheitliches lebendiges Kulturquartier. Der neue Vorplatz der Stadthalle bildet sich als offene, großzügige Adresse als Auftakt der Kulturquartierserschließung aus, vernetzt bestehende und neuen Angebote behutsam und öffnet sich angemessen zur Wasserkante.
Die bei der Bevölkerung gut angenommenen, identitätsstiftenden Außenflächen des Pumpwerks bleiben in großen Teilen im Bestand und werden durch eine Tribünensituation ergänzt. Bei größeren Konzerten kann die zentrale, freigelassene Festwiese genutzt werden. Eine zurückgenommene Wegestruktur umfasst die Bolz- und Festwiese und leitet verbindend die Gebäudeensemble.

© pbr Planungsbüro Rohling AG

Die große Dachfläche der Stadthalle besitzt ausreichend Flächenpotenzial für naturschutzfachlich-sinnvolle Begrünungen. Geplant ist ein Biodiversitätsdach, dass neben der Förderung der Artenvielfalt auch energetische, mikroklimatische und CO² bindende Vorteile bietet.

Das Regenwassermanagement baut sich kaskadenartig auf. Die mit PV-Modulen belegte Dachfläche leitet die Regenspenden zu dem tiefer liegenden Biodiversitätsdach. Speichermodule stellen der Vegetation auf dem 0% Dach dauerhaft ausreichend Wasser zu Verfügung.

© pbr Planungsbüro Rohling AG

Quelle: pbr Planungsbüro Rohling AG