6. Juli 2024

Neue Ideen für Hamburgs geförderten Wohnungsbau: Jury vergibt mehrere erste Preise im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Innovative Grundrisse“

Hamburg (pm) – Wie kann der geförderte Wohnungsbau der Zukunft aussehen? Mit welchen innovativen Grundrisslösungen kann er auf die Flexibilisierung von Lebensmodellen, steigende Wohnkosten, die Auflösung der strikten Trennung von Wohnen und Arbeiten und auf den Wunsch nach Vereinzelung oder Gemeinschaft reagieren? Das waren die Themen eines Ideenwettbewerbs der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, bei dem insgesamt 42 Planungsteams innovative Grundrisslösungen und Wohnformen entwickelt haben – all dies innerhalb der Flächenvorgaben der Hamburger Wohnraumförderung. Nun hat das Preisgericht jeweils vier erste Preise in den Kategorien Zeilengebäude, Eckgebäude und Punkthochhaus vergeben.

Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen: „Mit dem Ideenwettbewerb haben wir einen Prozess angestoßen, der sich mit dem Anspruch an heutige Sozialwohnungen beschäftigt. Wohnungen sind persönliche Rückzugsorte, gleichzeitig spielen Nachbarschaft und soziales Miteinander heute eine große Rolle. Die Entwürfe des Wettbewerbs zeigen mit ihren innovativen Grundrisslösungen und Wohnformen, wie sich all das in Zukunft vereinbaren lassen könnte – und zwar innerhalb der Flächenobergrenzen der Hamburger Wohnraumförderung. Ich hoffe, dass die Ideen aus dem Wettbewerb auch von den Akteuren auf dem Wohnungsmarkt aufgegriffen werden und die Investoren den Mut zu mehr Innovation im Wohnungsbau haben.“

Franz-Josef Höing, Oberbaudirektor der Freien und Hansestadt Hamburg: „Mit diesem Ideenwettbewerb haben wir uns auf die ambitionierte Suche nach Konzepten für den öffentlich geförderten Wohnungsbau gemacht, die den aktuellen Wohngewohnheiten und – formen gerecht werden. Aus der nun vorliegen Ideensammlung lassen sich ganz verschiedene Themen ablesen: vom Konstruktionsraster, über den Wunsch nach Gemeinschaft und Privatheit, dem Verzicht auf monofunktionale Flächen und sogenannte Plus- oder Universalräume, die nicht klar einer einzelnen Wohnung zugeordnet sind. Dieser Fundus dient uns nun dazu weiterzuarbeiten, Möglichkeiten auszuloten und die Ergebnisse in die Förderbedingungen einfließen zu lassen, um Grundrisse und Wohnungen zu bauen, die auf vielfältige Weise innovativ, baubar, bezahlbar und gut bewohnbar sind.“

Patrick Gmür, Vorsitzender des Preisgerichts: „Wohnkultur und Lebensqualität bedingen sich gegenseitig. Es darf aber nicht sein, dass diese Forderungen zu Lasten des bezahlbaren Wohnens gehen. Die freie Marktwirtschaft folgt anderen Bedingungen als der geförderte Wohnungsbau. Auch deshalb bin ich überzeugt, dass es eine Aufgabe der öffentlichen Hand ist, beim bezahlbaren Wohnungsbau Innovationen einzufordern. Das Verfahren, jeder erste Preis, aber auch jeder Lösungsvorschlag leistet einen Beitrag für die stetige Weiterentwicklung des Wohnungsbaus. Abschließend und ebenfalls sehr wichtig, kann generell festgestellt werden, dass wahrscheinlich das Innovative an diesem Verfahren ist, dass überhaupt über Innovationen nachgedacht wird. Auch auf diese Weise übernimmt die öffentliche Hand eine wichtige Aufgabe.“

Für die dem Projekt zu Grunde liegende Frage „Welche Ideen bestehen für die innovative Gestaltung von Grundrissen im geförderten Wohnungsbau?“ hat die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen im Juni 2023 einen Ideenwettbewerb ausgelobt, in dem aktuelle gesellschaftliche und fachliche Fragen behandelt wurden. Im Rahmen des Wettbewerbs sollten die Planungsteams Lösungsvorschläge entwickeln, welche Grundrisskonzepte im Rahmen der Flächenvorgaben der Hamburger Wohnraumförderung möglich sind, welche Bedeutung planerische Vorgaben für Grundrisskonzepte und Erschließungskonzepte haben und welche Bedeutung die veränderten Lebens- und Arbeitsformen für künftige Grundrisskonzepte haben. Insgesamt 42 Planungsteams, darunter sowohl junge als auch erfahrene Büros, haben am Ideenwettbewerb teilgenommen und ihre jeweiligen Entwürfe vorgestellt.

Für den Wettbewerb wurden drei städtebauliche Typologien als Arbeitsgrundlage für die Teams ausgewählt: ein Punkthochhaus, eine Zeile mit besonders großer Tiefe sowie eine Blockrandbebauung. Die städtebaulichen Vorlagen hierzu liegen in den neuen Stadtentwicklungsgebieten der HafenCity Hamburg GmbH sowie der IBA Hamburg GmbH. Jede Typologie birgt dabei eigene räumliche und soziale Herausforderungen und Potenziale und wurde von jeweils 14 Teams bearbeitet. Den Teams wurde freigestellt, ob sie Clusterwohnungen oder sogenannte Basic-Wohnungen planen und auf welchen Schwerpunkt der Frage sie sich in der Bearbeitung konzentrieren möchten.

Das Preisgericht unter Vorsitz des Architekten Patrick Gmür hat im Rahmen der Preisgerichtssitzung pro Typologie vier erste Preise vergeben sowie zwei Anerkennungen ausgesprochen. Die offene Herangehensweise des Verfahrens hat sich bewährt, es wurden sowohl gesetzte als auch geloste junge und erfahrene Büros von dem Preisgericht ausgezeichnet. Zudem wurden vielfältige Beiträge ausgezeichnet, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte der Innovation aufzeigen.

Für die Typologie Zeilengebäude wurden ausgezeichnet:

  1. Preis: EMI Architekt*innen Edelaar Mosayebi Inderbitzin AG ETH SIA BSA (Zürich);
  2. Preis: nbg+, neuberger+genze architekten part mbb (Nürnberg);
  3. Preis: ROBERTNEUN™ ARCHITEKTEN GMBH (Berlin);
  4. Preis: SoerenHoeller Architektur (Hamburg).

Für die Typologie Eckgebäude wurden ausgezeichnet:

  1. Preis: Hupe Flatau GmbH (Hamburg);
  2. Preis: Kirsten Schemel Architekten BDA (Berlin);
  3. Preis: Klumpe Architekten (Mannheim);
  4. Preis: Lacol (Barcelona) und Joan Membrive Architekt (Zürich);
    Anerkennung: Heide & von Beckerath (Berlin).

Für die Typologie Punkthochhaus wurden ausgezeichnet:

  1. Preis: : ARGE Studio Romano Tiedje GmbH und Simon Palme (St.Gallen / Berlin);
  2. Preis: Lütjens Padmanabhan Architekt*innen (Zürich);
  3. Preis: Studio ELE (Köln);
  4. Preis: 03 Arch. GmbH (München);
    Anerkennung: Löser Lott Architekten GmbH (Berlin).

Ableitend aus den Entwürfen der Teams konnten die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen und das Büro D&K drost consult GmbH in Abstimmung mit dem Preisgerichtsvorsitzenden sowie der Architektenkammer Hamburg erste Thesen erarbeiten, was Innovation in Grundrissen für den geförderten Wohnungsbau bedeuten kann, etwa:

  • dass durch Raster und nutzungsoffene Konstruktionen flexiblere Wohngebäude ermöglicht werden;
  • dass sich durch differenzierte Angebote das Thema „Gemeinschaft“ in den Grundrissen integrieren lässt;
  • dass möglichst gleichgroße Räume in einer Wohnung eine hohe Nutzungsneutralität ermöglichen;
  • dass Wohnungen durch Ausbaureserven adaptierbar und umbaufähig bleiben und
  • dass Plus- oder Schalträume (Zimmer, die nicht klar einer Wohneinheit zugeschrieben werden) eine hohe Flexibilität für die Bewohnerinnen und Bewohner ermöglicht.

Die Thesen sowie die Entwürfe des Verfahrens sollen die Diskussion zu zukunftsfähigem, gefördertem Wohnen anregen und einen Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen sowie fachlichen Debatte leisten. Dazu organisiert die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen vom 3. bis 14. Juli 2024 eine Ausstellung sowie eine Veranstaltungsreihe im Jupiter in der Mönckebergstraße, die sich mit aktuellen Fragen und Herausforderungen der Gestaltung von Wohngrundrissen.

Ausstellung „Innovative Grundrisse“
vom 3. bis 14. Juli 2024
im Jupiter (Mönckebergstraße 2-4, 20095 Hamburg)

Öffnungszeiten:
Montag und Dienstag, 10–21 Uhr
Mittwoch bis Samstag 10–24 Uhr
Sonntag, 10–18 Uhr
Eintritt frei

Mehr dazu unter https://www.hamburg.de/innovative-grundrisse.de

Quelle: Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg